Stockstreet GmbH | 20.11.2013 10:25
Überall hört man, dass der DAX schon so „hoch“ stünde – zu hoch, um jetzt noch zu investieren. Wie gesagt, kurzfristig ist er sicherlich überhitzt – keine Frage. Doch heute wollen wir uns in Anlehnung an den Text im gestrigen Steffens Daily um das längerfristige Bild kümmern. Kurz: Es geht um die Frage, ob der DAX überhaupt noch Potenzial nach oben haben kann! Nicht nur der Index ist wichtig, sondern auch die Marktbreite.
Bei der Beurteilung, ob der DAX schon so „hoch“ gestiegen ist, achten die meisten Leute ausschließlich auf die Entwicklung des Index selbst. So stark gestiegen er einem auch erscheinen mag, wenn Sie sich den DAX im längerfristigen Bild anschauen, dann ist er gerade mal leicht nach oben ausgebrochen:
Viel interessanter ist aber die Antwort auf die Frage, ob der Anstieg von einer breiten Basis der im DAX befindlichen Aktien getragen wird, oder ob nur wenige starke Outperformer den DAX treiben.
Das ist einfach zu beantworten. Welche der Aktien des DAX befinden sich noch deutlich unterhalb ihres alten Allzeithoch? Und welche Aktien notieren gleichzeitig auch noch unterhalb des Hochs des Jahres 2007?
Die Underperformer
Es gibt insgesamt 15 DAX-Aktien, welche diese beiden Kriterien erfüllen. Das sind: Allianz, Commerzbank, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Post (knapp), Deutsche Telekom, E.ON, HeidelbergCement, Infineon, K&S, Lufthansa, RWE, Siemens, Thyssen Krupp.
Also die Hälfte der DAX-Aktien hat noch das Potenzial, ebenfalls nach oben auszubrechen. Darunter sind so illustre Werte wie die Versicherungs- und Bankenaktien sowie die Versorger, die zum Teil jeweils noch weit abgeschlagen unter ihren ehemaligen Hochs notieren. Da aber das gerade die ehemals „großen“ Aktien des DAX gewesen sind, kann man sich vorstellen, was passieren würde, wenn diese Aktien nun in eine Rally übergehen würden.
Kurz: Man kann zurzeit nicht davon sprechen, dass sich der gesamte DAX bereits in einem Rally-Modus befindet. Die Hälfte der Aktien hat noch nicht einmal ein neues Hoch ausgebildet. So gesehen, bleibt noch erhebliches Aufwärtspotenzial für den Index. Erst wenn der DAX in ganzer Breite in den Rally-Modus übergegangen ist, wird es kritischer.
Das heißt jedoch jetzt nicht, dass die Rally unbedingt weiter gehen wird. Diese Analyse stellt lediglich fest, dass der DAX noch das theoretische Potenzial hat, weiter zu steigen, ohne dass er in der Marktbreite überkauft wäre. Mehr kann man aus diesen Angaben nicht ableiten.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass zum Beispiel die Vorläufer, die den DAX seit 2008 getrieben haben, wie Linde, Adidas, Beiersdorf etc., seit Monaten eher seitwärts laufen. Hier ist es also bereits zu einem Wechsel der Aktien gekommen, die den DAX anfeuern. Sie sehen, wie wichtig es ist, zu überprüfen, ob noch weitere Aktien diese Aufgabe erfüllen können. Im DAX heißt die Antwort derzeit eindeutig: Ja.
Zur kurzfristigen Situation
Morgen wird das Sitzungsprotokoll der vergangenen Fed-Sitzung veröffentlicht. Die Anleger sind daher leicht nervös. Es könnten sich ja erste Hinweise auf eine baldige Rückführung der Anleihekäufe seitens der Fed abzeichnen. Der Markt will auf der einen Seite einfach die Rally, auf der anderen Seite pokert er angesichts möglicher Risiken mittlerweile sehr hoch.
Es ist so typisch. Viele meine Kollegen (einschließlich meiner Wenigkeit) sind nervös und sehnen geradezu eine Konsolidierung herbei. Allein um endlich wieder gute Einstiegskurse serviert zu bekommen. Auf der anderen Seite wollen die meisten auch nicht auf fallende Kurse setzen, einfach weil sie wissen, dass der Markt in solche Übertreibungsphasen auch die eindeutigsten Verkaufssignale überrennen kann. Und so sind Phasen wie diese zumeist sehr unbefriedigend.
Im Premium-Trader haben wir bereits viele Gewinne realisiert. Einige Long-Positionen laufen natürlich noch, schließlich will man bei dem aktuellen Anstieg nicht zuschauen. Wirklich interessant wird es aber erst wieder, wenn die Kurse einbrechen und man über tief liegende Kauflimits die Investitionsquote wieder massiv erhöhen kann. Die kleine Crash-Gefahr Wenn die Kurse einbrechen, dann werden allerdings die institutionellen Anleger sehr schnell die Reißleine ziehen. Sie wollen sich vor dem Jahresende nicht ihre Performance zunichtemachen lassen. Und das ist die weitere Gefahr: Kommt es zu fallenden Kursen und wird dabei ein bestimmter, nicht genau definierbarer Punkt unterschritten, werden alle panikartig aussteigen wollen. Das könnte einen kleinen Crash einleiten, aber nur einen kleinen (also keine Panik)! Deswegen sollten Sie zurzeit höchst vorsichtig agieren. Und diese Vorsicht müssen Sie noch bis in den Januar hinein beibehalten.
Gut, eigentlich muss man an den Börsen immer vorsichtig sein, aber wem erzähl ich das…
Jochen Steffens
Stockstreet GmbH
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